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aber ließ die Söhne des Oeobazos todten, und ihre Leichname
blieben zurück.
Dareios ging nun mit seinem Heere, das 700,000 Mann
stark war, über den Bosporus nach Europa und befahl den
Jonern, welche die Flotte von 600 Schiffen führten, bis an
den Jster zu fahren, eine Brücke darüber zu schlagen und
ihn dort zu erwarten. Das Schiffsheer segelte nach dem Jster
und schlug zwei Tagereisen von dem Ausflusse desselben eine
Brücke. Als Dareios mit dem Landheer übergesetzt war
befahl er den Jonern, die Brücke abzubrechen; aber auf den
Rath des Mitplenäers Koös nahm er den Befehl zurück und
ließ die Brücke stehen. Da band er sechszig Knoten in
einen Riemen und sprach zu den Jonern, die er als Wächter
der Brücke zurückließ: ,,Sobald ihr mich gegen die Scythen
abziehen sehet, löset jeden Tag einen Knoten. Und wenn ich
in der Zeit nicht wieder da bin, sondern euch die Tage der
Knoten vergangen sind, so fahret heim in euer Vaterland;
bis dahin aber bewachet die Schiffbrücke und wendet zu ihrer
Vertheidigung und Bewachung allen Eifer an. Wenn ihr
das thut, werde ich es euch großen Dank wissen.
Inzwischen hatten die Scythen die benachbarten Völker
um Hülfe gebeten, die ihnen aber nur von drei Völkerschaften
zu Theil geworden war. Sie vermieden jedes Treffen gegen
die Perser und zogen, alles Land vor den heranrückenden
Feinden verheerend, bis über die Grenze, ihres Landes und
lockten die Feinde, die mit beständiger Noth kämpfend ihnen
folgten, in eine Wüste, von wo sie sich plötzlich nach Westen
wandten. Dareios schickte zu einem ihrer Könige, Jdanthyrsos,
Boten und ließ ihn auffordern, sich entweder zum offenen
Kampfe zu stellen, oder Erde und Wasser als Zeichen der
Unterwerfung zu geben. Der Scythe that keins von beiden
und schickte einen Vogel, einen Frosch, eine Maus und fünf
Pfeile, ohne weitere Antwort. Dareios deutete diese Zeichen
auf Unterwerfung, der Perser Gobryas aber erklärte sie so:
„Wenn ihr nicht Vögel werdet und in die Luft flieget, ihr
Perser, oder Bläuse und in die Erde euch verkriechet, oder
Frösche und in die Sümpfe springet, so werdet ihr durch diese
Geschosse erlegt werden."
Als bald darauf das ganze Scythenhcer zum Vorschein
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126
der sie in zwei Theile theilte, welche durch eine steinerne
Brücke in Verbindung standen. Die Ufer des Stromes
waren mit einer Einfassung von Backsteinen versehen. In
der Mitte des westlichen Theiles der Stadt am Euphrat
stand der Königliche Palast, in dem anderen Theile der Stadt
erhob sich der Belustempel. Um die Stadt lief ein tiefer und
breiter Graben, mit Wasser angefüllt und mit einer Einfas-
sung von Backsteinen versehen, hinter demselben eine 200 Ellen
hohe Mauer, die aus Ziegeln erbaut war und hundert Thore
hatte. Eine zweite nicht viel schwächere Mauer lief inwendig
herum.
Auf dem Zuge nach Babvlon gelangte Kyros an den
Fluß Gyndes, und als er versuchte über den Fluß zu gehen,
wurde eines von den heiligen weißen Rossen ergriffen und
vom Strome fortgerissen. Kyros ergrimmte über des Flusses
Uebermuth und drohte ihm, er wolle ihn so klein machen,
daß fortan Weiber hindurchwaten könnten, ohne sich die Knie
zu benetzen. Und er ließ ab von dem Zuge nach Babylon
und ließ den Strom in dreihundert und sechszig Gräben
zertheilen. Einen ganzen Sommer brachte er mit dieser Arbeit
zu. Jetzt zog er gegen Babylon, die Babylonier machten
einen Ausfall, wurden aber überwunden und zogen sich in
ihre Stadt zurück, wo sie sich auf viele Jahre mit Lebens-
mitteln versehen hatten, so daß sie die Belagerung wenig
kümmerte und Kyros in große Verlegenheit gerieth. Endlich
theilte er sein Heer, den einen Theil stellte er an die Stelle,
wo der Fluß in die Stadt hinein läuft, den andern hinter
die Stadt an die Stelle, wo der Fluß wieder herausfließt,
und gebot dem Heere, durch das Flußbett in die Stadt zu
dringen, sobald man den Fluß durchwaten könne. Kyros
zog nun mit dem schlechtesten Theile des Heeres ab und
leitete den Fluß in einen nahe gelegenen See, und als sich
der Fluß verlief, konnte man das alte Bette durchwaten.
Nun drangen die Perser in die Stadt, und schon waren die
äußersten Theile derselben in Feindeshand, und die Baby-
lonier, die in der Mitte wohnten, wußten noch gar nichts
davon, sondern tanzten und feierten ein Fest, bis sie es denn
zu ihrem Schrecken inne wurden.
Nach der Eroberung von Babylon beschloß Kyros gegen
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242
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Alexander drang bis an den Fluß Hyphasis vor. Schon
lange waren ihm seine Soldaten mit schweigendem Unwillen
gefolgt: als aber der König seinen Zug noch weiter fortzu-
führen wünschte, sprachen sie ihr Verlangen zurückzukehren
laut und unverhohlen aus. Alexander schloß sich drei Tage
lang in seinem Zelte ein und ließ sich nicht sehen, um die
Macedonier zur Aenderung ihres Vorhabens zu bewegen.
Umsonst, er mußte sich zur Rückkehr entschließen. An der
Grenze seines Zuges ließ er zuvor zwölf thurmhohe Altäre
errichten und unter ritterlichen Spielen den Göttern Dankopfer
darauf anzünden.
Mit einem Theile seines Heeres schiffte Alexander den
Jndos hinunter bis an die Mündung dieses Stromes, während
Nearchos mit der Flotte an der Küste von Asien nach dem
Persischen Meerbusen segelte. Er selbst zog dann zu Lande
mit dem Heere durch die brennenden Sandwüsten von Gedro-
sien. Die Wagen blieben im Sande stecken, die Lastthiere
sielen um; viele Soldaten starben vor Durst; oft fehlten Le-
bensmittel, und fand man sie, so tödtete Unmäßigkeit, wen der
Mangel verschont hatte. Es entstand ein allgemeines Murren
unter den Soldaten, doch Alexander schwieg und ging zu Fuße
dem Zuge voran, bis sie endlich in angebaute Gegenden kamen.
. Von Gedrosien ging der Zug durch Karmanien nach
Persis. In dieser Landschaft erkrankte Kalanos, ein Bramine,
den Alexander aus Indien mitgebracht hatte. Er faßte den
Entschluß, sich nach der Sitte seines Landes freiwillig den
Flammen zu übergeben, und weder Bitten noch Vorstellungen
Alexanders vermochten ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
Ein Scheiterhaufen ward errichtet, und der Kranke darauf ge-
setzt. Man hörte ihn mit völliger Ruhe Indische Hymnen
singen, er vertheilte noch den Schmuck und die Teppiche, mit
welchen der Scheiterhaufen ihm zu Ehren geziert war, unter
)ie Umstehenden. Dann legte er sich anständig zurück und
sah ohne die geringste Bewegung die Flammen über sich zu-
sammenschlagen. Alexander hatte diesem Schauspiel nicht bei-
mohnen wollen; er hatte aber befohlen, mit allen Trompeten
dazu zu blasen, worauf das ganze Heer das Kriegsgeschrei
anstimmte, und selbst die Elephanten sollen mitgebrummt haben.
In Susa, der Hauptstadt der Landschaft Susiana, suchte
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander Alexander
138
Heer, und als er das empfangen hatte, handelte er ganz
nach der mit Dareios getroffenen Verabredung. Am zehnten
Tage führte er das Heer der Babylonier hinaus, umzingelte
die Tausend, die ihm Dareios hatte zuerst hinstellen sollen,
und erschlug sie. Als die Babylonier sahen, daß seine Thaten
seinen Worten entsprächen, waren sie in großen Freuden und
bereit, ihm in Allem zu Willen zu sein. Zopyros wartete
nun die bestimmten Tage und führte dann wieder die Aus-
erlesenen der Babylonier hinaus und erschlug die Zweitausend
von dem Heere des Dareios. Als die Babylonier auch diese
That sahen, war des Zopyros Ruhm in aller Munde. Er
aber wartete wieder die bestimmten Tage und erschlug bei
einem Ausfalle die Viertausend. Darauf machten die Baby-
lonier den Zopyros zum Heerführer und Befehlshaber ihrer
Stadt. Als nun Dareios nach der Verabredung die Mauern
stürmen ließ, offenbarte Zopyros seine ganze List. Die Baby-
lonier stiegen aus die Mauer und wehrten das stürmende
Heer des Dareios ab, Zopyros aber öffnete zwei Thore und
ließ die Perser in die Stadt. Die Babylonier waren ver-
rathen, und die Stadt ward zum zweiten Male von den
Persern eingenommen. Dareios ließ die Mauer schleifen und
dreitausend angesehene Babylonier ans Kreuz schlagen. Den
Zopyros aber setzte er zum Statthalter über Babylon, ohne
daß er Abgaben zu entrichten brauchte, und ehrte ihn noch
durch Geschenke bis an seinen Tod.
Nach der Eroberung von Babylon unternahm Dareios
einen Zug gegen die Scythen, die zwischen dem Tanais (Don)
und dem Jster (der Donau) in den Gegenden des heutigen
Südrußlands wohnten. Als sich Dareios gegen die Scythen
rüstete und über den Tracischen Bosporus eine Brücke schla-
gen wollte, rieth ihm sein Bruder Artabanos vom Zuge ab,
indem er ihm die Aermlichkeit der Scythen vorstellte; doch
fruchtete sein Rath nichts und Dareios zog nach Beendigung
der Zurüstung von Susa ab. Da bat ihn der Perser Oeobazos,
ihm einen von seinen drei Söhnen, die mit in den Krieg
zogen, zurückzulassen. Dareios versprach ihm, sie alle drei
da zu lassen, Oeobazos war in großen Freuden; der König
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41
schlechtesten Truppen entgegen, die ich schlage; ebenso sieben Tage darauf 2000 andere, und nach zwanzig Tagen 4000. Wenn ich solche Thaten verrichte, lverden mir^die Babylonier ihre Stadt bergeben." Es geschah alles so, wie Zpyrus gesagt, und dieser lie die Perser in die Stadt. Der König machte ihn zum Statthalter von Babylon.
Dagegen hatte Dareios Zug gegen die Scythen an der unteren Donau und im heutigen Sdruland keinen Erfolg.
Jer Zug gegen die Scythen. Er zog mit 700 000 Mann der den thracischen Bosporus (Strae von Konstantinopel) nach Europa, während er die von den griechischen Stdten Kleinasiens gestellten Schiffe nach der Donau sandte, um eine Brcke darber zu schlagen. Nach dem bergang der den Strom lie er die Griechen zur Bewachung der Brcke zurck, indem er ihnen einen Riemen mit 60 Knoten gab, mit der Wei-sung, jeden Tag einen Knoten zu lsen; wenn die Tage der Knoten vor-ber wren, ohne da er wieder zurck sei, sollten sie in ihr Vaterland zurckfahren, bis dahin aber die Brcke eifrig bewachen. Die Scythen wichen aber immer vor dem andringenden Dareios zurck und verwsteten ihr Land, so da Dareios sie zu keiner Schlacht zwingen konnte. Statt der Zeichen der Unterwerfung sandte der Scythenknig einen Bogel, einen Frosch, eine Maus und fnf Pfeile; das hie: Wenn ihr nicht wie Vgel in die Luft fliegt, oder wie Muse euch in die Erde verkriechet, oder wie Frsche in die Smpfe springet, so werdet ihr durch diese Pfeile erlegt werden." Dareios mute endlich wegen Mangels an Lebensmitteln mit bedeutenden Verlusten zurckkehren. Inzwischen hatten die Scythen die Wchter der Brcke ausgefordert, dieselbe abzubrechen. Miltiades aus Athen, einer der Wchter, riet zu, weil durch den Untergang des Dareios die Griechen in Asien frei wrden; aber Histiaus, Statthalter von Milet war dagegen, um seine eigene Macht zu erhalten, und rettete dadurch den König und den Rest des Heeres. Miltiades aber begab sich nach Athen.
Damit war die erste Veranlassung zur feindseligen Berhrung zwischen dem Osten und dem Westen, zwischen Persern und Griechen, gegeben.
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Konstantinopel Europa Donau Athen Asien Athen
73
Städte grndete. Der Hephsts war die uerste Grenze seiner Eroberungen im Osten: nach der herkmmlichen Erzhlung ntigte ihn die Unzufriedenheit seiner Soldaten zur Rckkehr; wahrschein-lichcr aber ist, da er sich von der Unmglichkeit. Indien wirklich Zu unterwerfen, berzeugte und fr seine westlichen Eroberungen Gefahr frchtete. Er schiffte nun den Indus hinunter bis an dessen Mndung, ward aber bei der Belagerung der Stadt der kriegerischen Maller verwundet. Whrend Nearchus mit der Flotte an der Kste Asiens nach dem persischen Meerbusen bis Babylon segelte, trat er selbst mit dem brigen Heer unter furcht-baren Strapazen und Entbehrungen durch die Wsten Irans den Rckmarsch au (325). In Persis erkrankte der Brahmane Kala-uns, den Alexander ans Indien mitgenommen, und verbrannte sich nach der Sitte seines Landes. In Snsa vermhlte sich der König mit einer persischen Knigstochter, sein Frennd Hephastion mit einer anderen Tochter des Darms, und achtzig seiner Offiziere mit vornehmen persischen Franen; mich 15000 gemeine Mace-donier heirateten persische Frauen, und Alexander schenkte allen reichliche Ausstattungen. Dennoch erregte sein Streben, die neuen persischen Statthalter und Unterthanen den macedonischen gleichzustellen, durch die Aufnahme von 30000 Persern in das mace-donische Heer eine Emprung.
Allgemeiner Aufruhr. Das ganze Heer forderte laut seinen Ab-schied, man brauche sie ja nicht mehr, er, sein Vater Ammon und die neuen Perser knnten ja nun allein Krieg führen." Alexander lie die Anstifter tten und hielt eine nachdrckliche Slrafrede, in der er ihnen vor-stellte, was er fr die Makedonier gethan htte, und schlo mit den Worten: ..Jetzt gehet hin und erzhlt, da ihr euren König hier in Susa verlassen und den von ihm berwundenen Barbaren zu bewachen ber-geben habt. Dadurch werdet ihr unstreitig bei den Menschen als rhmlich und bei den Gttern als fromm erscheinen. Gehet hin!" Darauf schlosz sich Alexander zwei Tage lang in feinen Palast ein, bis ihn am dritten Tage die Makedonier knieend um Verzeihung baten. Nunmehr schickte er 10000 der Unzufriedenen mit reichen Geschenken in die Heimat.
Der Tod seines Freundes Hephastion, dem er in Babylon in prachtvolles Leichenbegngnis anordnete, erfllte ihn mit dem
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Extrahierte Personennamen: Whrend_Nearchus Alexander Alexander Alexander Alexander Ammon Alexander Alexander Alexander Alexander
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nach auen führen das Rmerreich immer mehr dem unvermeid-lichen Untergange zu. Die bermchtigen Prtorianer (Leibwachen) erheben nach Willkr Kaiser, um sie alsbald wieder zu strzen. Erst Diokletianns (284305), ein kluger und kraftvoller Herr-scher, wute ihre bermacht zu brechen. Um das ungeheure Reich leichter beherrschen zu knnen, nahm er den Maximianus zum Mitregenten an, und beide Kaiser whlten sich wieder Unterregenten, welche den Titel Csaren fhrten. Einer der letzteren war Kon-stantius Chlorus, dessen Sohn, Konstantin der Groe, nach Verdrngung seiner Mitregenten zur Alleinherrschaft gelangte (324337). Seine Regierung ist dadurch besonders wichtig, da er das Christentum zur Staatsreligion erhob, wie er sich denn auch selbst zum christlichen Glauben bekannte, und die Residenz von Rom nach Konstantinopel verlegte. Der Versuch eines seiner Nachfolger, Julians (361363), das Heidentum wieder herzu-stellen, milang. Mit dem Jahre 375 beginnt die Vlkerwanderung; die Angriffe der Germanen hren nicht wieder auf, und nur auf kurze Zeit vereinigt Theodsius der Groe noch einmal das ganze Reich unter seinem Scepter. Die Teilung des Reichs unter seine Shne Arcadius und Honrius (395) wird eine bleibende. Gegen das westrmische Reich richten sich die Angriffe der Ger-manen, bis im I. 476 Odoaker den letzten Kaiser. Romulus Augstulus, absetzt, während das ostrmische sich bis zum Jahre 1453 behauptet, wo es den Trken erliegt.
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219
S ch lu ß.
Mit Marcus Aurelius schließt die Reihe der guten Kaiser.
Zwar folgt noch eine große Anzahl von Imperatoren nach
ihm, von denen aber nur sehr wenige verdienen, hier erwähnt
zu werden. Die innere Zerrüttung des Reiches, der Verfall
der Sitten, die Schwache nach außen, nahmen immer mehr
zu, und es zeigte sich in jeder Beziehung, daß die römische
Welt sich ausgelebt hatte. Ein anderes Volk war be-
rufen, an ihre Stelle zu treten, das morsche Gebäude des rö-
mischen Reiches zu zertrümmern, und Träger des Christenthums
zu werden. Dieses Volk waren die Germanen.
Aber noch ehe die Germanen das alte Reich in den Staub
traten, feierte das Christenthum einen vollständigen Sieg über
das Heidenthum. Constautinus der Große (306—337
n. Chr.) erhob das Christenthum zur Staatsrcligion. Unter
ihm hörten die Verfolgungen der Christen auf, und der Glaube
an den Erlöser, zu dem sich Constautinus selbst bekannte, ver-
breitete sich immer mehr. Auch ist die Regierung dieses Kai-
sers noch dadurch wichtig, daß er die Residenz von Rom
nach Constantinopel, daß ihm zu Ehren diesen Namen erhielt,
verlegte.
Nach seinem Tode verstrichen keine vierzig Jahre, als
durch die Ankunft der Hunnen, die aus Asien in Europa cin-
sielen, der Anstoß zur sogenannten Völkerwanderung (375 n.
Chr.) gegeben wurde. Seitdem hörten die Angriffe der Ger-
manen gegen das römische Reich nicht wieder auf, und nur
mit Mühe vermochte der römische Kaiser Thcodosius der
Große (376—395 n. Chr.) die in das oströmische Reich
eingedrungenen Westgothen zu beruhigen. Dieser Kaiser ver-
einigte noch einmal das ganze römische Reich unter seinem
Scepter. Vor seinem Tode (395) theilte er das Ganze unter
seine Söhne Honor ins und Arcad ins, von denen jener
das weströmische Reich mit der Hauptstadt Rom, dieser das
vströmische Reich mit der Hauptstadt Constantinopel erhielt.
Die Feindschaft beider Brüder machte diese Theilung zu einer
J
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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216
wilde Thiere getödtet wurden. Das Andenken daran sichert
noch heute die Trajanssäule in Rom. Sie erhob sich auf
einem mit Säulenhallen umgebenen Platze des Trajanischen
Forums, ist 117 Fuß hoch und aus 19 Cylindern von wei-
ßem Marmor zusammengesetzt, welche einen, unten 11, oben
10 Fuß starken Schaft bilden, woran Trajan's Dacische Kricgs-
thaten dargestellt und 2500 menschliche Figuren angebracht sind.
Die Säule, die zugleich zu seinem Grabmal bestimmt war,
ist innen hohl, und 184 Stufen führen auf ihre Spitze, auf
welcher eine 22 Fuß hohe, in Erz gegossene Bildsäule Trajan's
stand, die aber im Lauf der Zeit zerstört und mit der Bild-
säule des Apostels Petrus ersetzt wurde.
Da die Parther die Grenze des römischen Reiches im
Osten beunruhigten, so unternahm Trajanus auch einen Feld-
zug in die Morgenländer. Er unterwarf Armenien, Mesopo-
tamien und Syrien, und machte diese Länder zu römischen
Provinzen, deren Besitz jedoch nur vorübergehend war. Mit
einer Flotte fuhr er den Tigris hinab in den Persischen Meer-
busen und zog nach Arabien, dessen nördlichen Theil, das pe-
träische Arabien, er eroberte. Auf der Rückreise erkrankte Tra-
janus und starb zu Selinus in Cilicien, das ihm zu Ehren
Trajanopolis genannt ward. Seine Gebeine wurden nach Rom
geschafft und unter der Trajanssäule beigesetzt.
Nach seinem Tode ließ sich Hadrianus sogleich von dem
Heere zum Kaiser ausrusen, und der Senat bestätigte ihn in
dieser Würde. Er war mit sehr vielem Talent begabt und mit
einem so außerordentlichen Gedächtniß, daß er schon in seinem
fünfzehnten Jahre die griechische Sprache so vollkommen, wie ein
Grieche, sprach und jedes einmal gelesene Buch fast auswendig
wußte. Als Kaiser wandte er den inneren Angelegenheiten seines
Reiches die größte Sorgfalt zu. Er bereiste selbst fast alle Pro-
vinzen seines weiten Reiches, und zwar meistentheils zu Fuß,
„denn ein Kaiser," sagte er, „muß wie die Sonne alle Theile
seines Reiches beleuchten." Auch die Wiffenschaftcn und Künste
gediehen unter ihm zu einer Art von Blüthe. Von seinen Bau-
werken verdient das sogenannte Mausoleum oder Grabmal
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er zum Statthalter über Babylon, obne daß er Abgaben zu
entrichten brauchte, und ehrte ihn noch durch Geschenke bis an
seinen Tod.
Nach der Eroberung von Babylon unternahm Dareios
einen Zug gegen die Scythen, die zwischen dem Tanais (Don)
und dem Jster (der Donau) in den Gegenden des heutigen Süd-
rußlands wohnten. Als sich Dareios gegen die Scythen rüstete
und über den Tracischen Bosporus eine Brücke schlagen wollte,
rieth ihm sein Bruder Artabanos vom Zuge ab, indem er ihm
die Acrmlichkeit der Scythen vorstellte; doch fruchtete sein Rath
nichts und Dareios zog nach Beendigung der Zurüstung von
Susa ab. Da bat ihn der Perser Oeobazos, ihm einen von
seinen drei Söhnen, die mit in den Krieg zogen, zurückzulasscn.
Dareios versprach ihm, sie alle drei da zu lassen, Oeobazos
war in großen Freuden; der König aber ließ die Söhne des
Oeobazos tödten, und ihre Leichname blieben zurück.
Dareios ging nun mit seinem Heere, das 700,000 Mann
stark war, über den Bosporus nach Europa und befahl den
Joncrn, welche die Flotte von 600 Schiffen führten, bis an
den Jster zu fahren, eine Brücke darüber zu schlagen und ihn
dort zu erwarten. Das Schiffsheer segelte nach dem Jster und
schlug zwei Tagereisen von dem Ausflusse desselben eine Brücke.
Als Dareios mit dem Landheer übergesetzt war, befahl er den
Jonern, die Brücke abzubrechen; aber auf den Rath des Mity-
lenaers Koös nahm er den Befehl zurück und ließ die Brücke
stehen. Da band er sechzig Knoten in einen Riemen und sprach
zu den Jonern, die er als Wächter der Brücke zurückließ: „So-
bald ihr mich gegen die Scythen abziehen sehet, löset jeden Tag
einen Knoten. Und wenn ich in der Zeit nicht wieder da bin,
sondern euch die Tage der Knoten vergangen sind, so fahret
heim in euer Vaterland; bis dahin aber bewachet die Schiff-
brücke und wendet zu ihrer Vertheidigung und Bewachung allen
Eifer an. Wenn ihr das thut, werde ich es euch großen Dank
wissen.
Inzwischen hatten die Scythen die benachbarten Völker um
Hülfe gebeten, die ihnen aber nur von drei Völkerschaften zu
Thcil geworden war. Sie vermieden jedes Treffen gegen die
Perser und zogen, alles Land vor den heranrückenden Feinden
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